Nachhaltiges Beachen?

Die großen Turniere sind zwar alles andere als klimafreundlich, doch es gibt viele Ansätze, den Sport Beach-Volleyball nachhaltiger zu gestalten.

Nachhaltigkeit ist schon länger kein Nischenthema mehr, sondern eines der großen Themen unserer Generationen. Viele Beach-Volleyball Spieler:innen werben für nachhaltige Produkte und Umweltbewusstsein. Doch wie nachhaltig kann ein Sport überhaupt sein, der, wie viele andere, von den großen Veranstaltungen lebt und dessen Athlet:innen ständig von Wettkampf zu Wettkampf reisen? “Die Turniere finden normalerweise in vielen verschiedenen Städten statt. Dafür werden zum Beispiel viele Tonnen Sand benötigt und durch Deutschland gefahren. Dies ist sicherlich ein Punkt, der mit Blick auf das Thema Nachhaltigkeit optimierungsbedarf hat”, sagt Lars Gäbler, Pressesprecher des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV). 

Wäre es also besser, keine großen Sportveranstaltungen mehr abzuhalten? Getreu dem Prinzip: Wenn kein Event, so auch kein ökologischer Fußabdruck? „Für mich ist das ein klares Ja zu Sportveranstaltungen, wenn diese nachhaltig organisiert und durchgeführt werden”, sagt Kim Jakobiak de Flores. Sie ist die zuständige Referentin für Nachhaltigkeit im Sport im Bundesministeriums für Umwelt (BMU). “Wir befürworten ja den Sport, der die Gesundheit fördert, Begeisterung transportiert, und Motivations- und soziale Effekte erzeugt. Es geht eher um das wie, nicht um das ob."

 

Green Champions Leitfaden für Veranstaltungen

Für das Wie hat der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) mit Förderung des BMU 2007 den Green Champions Leitfaden herausgegeben, der seither beständig aktualisiert wird. Dieser geht zurück auf Bestrebungen der Fussball WM 2006, wofür erstmals Ziele für eine große Sportveranstaltung formuliert wurden, um die Umweltbelastung zu reduzieren und zu kompensieren. Auf dem Internetportal finden sich heute konkrete Handlungsmöglichkeiten und umfangreiche Hintergrundinfos für Organisator:innen, die sich um eine nachhaltige Eventplanung bemühen wollen. 

Klar sei auch hier, große Veranstaltungen verursachen immer Emissionen. Doch sie lassen sich reduzieren und kompensieren bis zu einem Grade, dass sogar die Veranstalter:innen Kosten sparen und von dem Konzept profitieren, weiß Jakobiak de Flores. Wichtig hierfür sei es, die Nachhaltigkeit in allen Planungsbereichen mitzudenken: An erster Stelle stehe die Vermeidung von Emissionen, dann gehe es um die Umsetzung von Effizienzmaßnahmen und schließlich um die Kompensation, laut Jakobiak de Flores.  

Was das konkret bedeutet, zeigt der Weltserien-Stop der FIVB World Tour in Gstaad. Seit 2012 wirbt das Turnier mit einem eigenen Nachhaltigkeitskonzept, mit Erfolg: Ein Blick auf die Zahlen zeigt nach Angaben des Nachhaltigkeitsberichts von 2020 einen positiven Trend, was die Reduzierung der Abfallmenge angeht. Waren es im Jahr 2012 noch ungefähr neun Tonnen Gewerbeabfälle, hat sich die Masse im Jahr 2019 um fast die Hälfte reduziert und lag bei fünf Tonnen. Ein Grund dafür könnte die Einführung von Mehrweggeschirr sein, heißt es weiter. Zudem setzen die Veranstalter:innen auf regionale Produkte, Ökostrom, sinnvolle Giveaways und wiederverwertbaren Spielsand, wodurch sich die CO2-Emissionen des Transports einsparen lassen. 

 

Es geht um die Botschaft

Für Pierre Germeau geht es bei Sportveranstaltungen jedoch nicht nur darum, Schadensbegrenzungen vorzunehmen. Er ist Verantwortlicher für die Platform sustainability.sports, das von der Global Association of International Sports Federation (GAISF) initiiert wurde, der zentralen Dachorganisation der Sportverbände weltweit. “Es ist auf jeden Fall möglich, eine wahrhaft nachhaltige Sportveranstaltung zu organisieren. Die gute Nachricht ist, dass das nachhaltige Bewusstsein der globalen Sportgemeinschaft weiter wächst. Je mehr Sportorganisationen das Bewusstsein stärken für die Probleme unseres Planeten, desto schneller kann nachhaltiges Verhalten adaptiert werden. Die Sportgemeinschaft erkennt zunehmend an, wie wichtig ein positiver ökologischer und sozialer Einfluss ist. Organisationen, die sich nur langsam anpassen oder keinen guten Willen zeigen, gehen letztendlich das Risiko ein, Sponsoren, Fans und zentrale Akteure zu verlieren.”

Die Chance auf internationale Aufmerksamkeit und die Möglichkeit, diese Events als Katalysator für nachhaltige Entwicklung zu nutzen, sehen auch Jakobiak de Flores und Bianca Quardokus. Letztere ist Referentin für Sportstätten und Umwelt im Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB). Gerade im Sportbereich lassen sich gut übergreifende Begeisterung und Dynamik in den verschiedensten Gruppen erzeugen, sagt Jakobiak de Flores. So hätten sich schon viele Leistungssportler für eine Optimierung ihrer Trainingskalender ausgesprochen sowie auch für eine zeitliche Gruppierung der Wettkämpfe auf einem Kontinent, um unnötige Reisen zu minimieren.

 

Die Herausforderung liegt in der Breite

Wichtig wäre für Quardokus nun, das Thema Nachhaltigkeit auch in der Breite des Sportbereiches zu integrieren. Es passiere schon viel in einzelnen Sportverbänden, aber Volleyball habe sicher einen anderen Zugang als der deutsche Alpenverein. “Im Kontext Sport und Nachhaltigkeit geht es vor allem darum, die Schnittfelder zwischen der jeweiligen Sportart und dem Nachhaltigkeitsansatz herauszuarbeiten. Grundsätzlich gibt es hier keinen Königsweg, es geht um die Vereinbarung von ökologischen, sozialen und ökonomischen Aspekten. Die Herausforderung wird sein, das Thema strategischer aufzugreifen und in die Breite zu gelangen”, sagt Quardokus. 

Pauschal lässt sich zwischen den Sportarten kein Vergleich ziehen darüber, welche nachhaltiger sei, sagt sie. “Grundsätzlich sind wir jetzt alle gefragt aktiv zu werden, jeder in seinem Wirkungskreis und im Rahmen seiner Möglichkeiten”, sagt Quardokus weiter.

Interessanterweise gibt es jedoch nirgends verpflichtende Nachhaltigkeitskriterien für eine Sportveranstaltung. “Grundsätzlich zeigt die Erfahrung, dass freiwillige Empfehlungen sehr gut funktionieren”, sagt Jakobiak de Flores. “Ich gehe aber auch davon aus, dass das Thema Nachhaltigkeit immer stärker in die Turnieranforderungen der Verbände integriert werden und es dadurch verpflichtend sein wird.”

 

Eine nachhaltige Deutsche Tour?

Für die kommende Saison im Beach-Volleyball wird das Thema Nachhaltigkeit auch beim DVV aufkommen. Wie es jedoch umgesetzt werden soll, sei laut Gäbler noch unklar. “Die erste Herausforderung ist, nächstes Jahr wieder ein breit aufgestelltes Angebot für alle Spielerinnen und Spieler zu schaffen und eine deutsche Tour anbieten zu können, die allen Ansprüchen gerecht wird”, sagt er. 

Die vergangenen beiden Saisons waren von der Corona-Pandemie überschattet und ließen so keine Bilanz zum Thema Nachhaltigkeit zu. Für Gäbler könnte eine Lösung sein, langfristige Veranstaltungen an einem Standort zu haben oder sich bei schon bestehenden Events zu integrieren. In Timmendorf werde das schon so gemacht: Das Stadion dient nicht nur für die Deutschen Meisterschaften, die jährlich im September stattfinden, sondern auch für viele andere Veranstaltungen.

 

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