Beachen gegen den Winterblues

Den Winter einfach wegbeachen? Ob das funktioniert, erfahrt ihr hier im Interview mit Dr. Ströhle, Leiter der Angstambulanz an der Charité.

Den Winter ‘wegbeachen’. Klingt erst mal zu schön, um wahr zu sein. Ist aber im Ansatz gar nicht so falsch. Dr. med. Andreas Ströhle, Leiter der Angstambulanz an der Charité, forscht unter anderem zum Bereich Depression und Sport und erklärt hier die positiven Effekte von Bewegung auf unsere Psyche.

 

Herr Ströhle, gibt es denn einen nachweisbaren Zusammenhang zwischen Depression und sportlicher Betätigung? 
„Gerade im Bereich Depressionen gibt es gute Studien mit hohen medizinischen Standards, die diesen Zusammenhang belegen, und zwar sowohl im Bezug auf Ausdauersport als auch auf Krafttraining.“

Eine Depression äußert sich oft in Form von Antriebslosigkeit, Erschöpfung, Niedergeschlagenheit. Wie kann Sport dagegen helfen? 
„Hier spielen verschiedene Mechanismen eine Rolle. Je nach Erkrankung gibt es psychologische und biologische Mechanismen. Bei Menschen mit Depressionen spielen die psychologischen eine Rolle: Durch Sport tritt eine allgemeine Aktivierung auf in Verbindung mit einem gesteigerten Selbstwertgefühl. Biologisch gesehen führt Bewegung zu einer vermehrten Freisetzung von Botenstoffen und Nervenüberträgerstoffen, sowie zu einer positiven Beeinflussung des Stresshormonsystems. Im Zusammenspiel sind diese Mechanismen für die positiven Effekte von Bewegung auf unsere Psyche verantwortlich.“
 

Hilft Sport bei jeder Art von Depression? Zum Beispiel auch bei einer sogenannten Winterdepression? 
„Mir ist jetzt nicht bekannt, ob es zu saisonal abhängiger Depression spezielle Studien gibt. Aber ich gehe davon aus, dass auch hier Bewegung sinnvoll ist. Es wurde bisher nicht jede Art von Depression untersucht und man muss so eine Empfehlung natürlich immer an die Möglichkeit der betroffenen Person anpassen. Ältere Leute, sagen wir mal 60 plus, brauchen ein anderes Training als Jüngere.“

Gibt es denn Sportarten, die besser geeignet sind, gegen eine Depression vorzugehen? 
„Ob Kraft- oder Ausdauersport ist hier egal. Es kommt auf die Häufigkeit an. Es gibt auch schon erste Studien zu Yoga. Oder wenn jemand gerne tanzen geht, dann soll er lieber dreimal die Woche tanzen gehen, bevor er gar nichts macht. Man muss einfach eine Sportart finden, die man gerne und regelmäßig macht.“

Was denken Sie, wie sehr kann Beach-Volleyball helfen bei einer Depression? 
„Meines Wissens gibt es bisher keine Studie dazu, aber das Umfeld, in dem Sport gemacht wird, hat schon einen Einfluss darauf, inwiefern positive Effekte zu beobachten sind. So erzielt ein Fahrradtraining, bei dem jemand auf eine Stadtszene schaut, geringere Effekte als ein Training mit Blick auf eine Naturszene, wie einen Wald oder das Meer. Auch körperliche Aktivität mit anderen zusammen wirkt sich zusätzlich positiv aus. Ob Beach-Volleyball nun der allerbeste Sport bei einer Depression ist, kann ich nicht sagen. Aber Umfeld und emotionale Beteiligung spielen hier eine wichtige Rolle. Und in dem Kontext, in dem Beach-Volleyball betrieben wird, kann es durchaus positive Effekte haben.“
 

Hilft Sport auch präventiv gegen eine Depression? 
„Es gibt tatsächlich Studien im Hinblick auf die Entstehung von Depressionen, die Menschen vergleichen, die regelmäßig Sport treiben und Menschen, die gar nicht aktiv sind. Bei den Sportlicheren besteht ein geringeres Risiko, depressiv zu werden, als bei den Inaktiven.“


Wie häufig empfehlen Sie, Sport zu machen? 
„Die allgemeine Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation WHO rät zu entweder drei Trainingseinheiten pro Woche á 30 Minuten oder täglich 30 Minuten moderate körperliche Aktivität, bei der man schwitzt oder das Herz schneller schlägt wie zum Beispiel Fahrradfahren. Hält man sich daran, kann man bereits positive Gesundheitseffekte von Sport feststellen. Aber ich denke, der Aspekt, Spaß und Freude an der Bewegung zu haben, ist ebenfalls sehr wichtig.“


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