Laura Ludwig: “Er ist ein absolutes Wunschkind”

Beach-Volleyballerin Laura Ludwig wird zum zweiten Mal Mutter - und will danach zurück in die Weltspitze. Hier erzählt sie von der Vorfreude und den Herausforderungen auf dem Weg dahin.

“Am liebsten hätte ich es allen schon viel früher erzählt, er ist ein absolutes Wunschkind”, erzählt Laura Ludwig mit einem Funkeln in den Augen und lacht. Ludwig, 35, sitzt in Leggings und einem Sweatpullover in einem Cafe eines Fitnessclubs nahe der Außenalster. Noch wohnt sie gemeinsam mit Partner Imornefe “Morph” Bowes und Sohn Teo in einer Wohnung um die Ecke, wenn alles klappt, soll es in wenigen Monaten in ein Haus am Stadtrand gehen. Die Familie möchte mehr Platz, denn im Mai 2022 wird sie noch einmal größer. Ludwig und Bowes erwarten ihr zweites Kind, einen zweiten Jungen.

Es ist ein Herbstvormittag in Hamburg, vor ein paar Wochen, nach dem Termin hat Ludwig Balltraining. Es ist das erste Balltraining nach einer längeren Pause. Ludwig hatte mit Übelkeit zu kämpfen, aber vor allem war sie müde. Müde von den ersten Wochen der Schwangerschaft, aber auch von anstrengenden Jahren, die von Zielen, Planungen und Erwartungen eines Olympia-Zyklus geprägt waren. Und die Partnerschaft mit Margareta Kozuch war nicht nur von Erfolg geprägt. Rang 17, neun, manchmal sogar schon das Aus in der Gruppenphase: Zwischen dem prestigeträchtigen World Tour-Final Sieg in Rom und dem fünften Platz bei den Olympischen Spielen liegen viele Leistungen, die weit entfernt von der Weltspitze waren. “Das war schon anstrengend, ehrlich gesagt. Ich war oft frustriert”, sagt Ludwig. Ohne Olympia, erzählt sie, hätte sie mit dem zweiten Kind wohl ihre Karriere beendet. Ludwig und Kozuch zeigten dort, zu was sie in der Lage sind, scheiterten im Viertelfinale an den späteren Olympiasiegerinnen. Vor allem hat Ludwig in Tokio aber wieder das Beach-Volleyball-Gefühl gespürt, wieder Lust auf die Sportart bekommen, die sie so gut wie kaum eine andere beherrscht.

Geduld ist gefragt

Noch wichtiger ist ihr wohl nur die Familie. Die Vorfreude auf den zweiten Sohn ist groß, die Planungen für die nächsten Monate laufen. Aber Ludwig musste nach der Geburt von Teo erst einmal zurückfinden, nach Schwangerschaft und Elternzeit wieder Fuß fassen. Für eine Leistungssportlerin ist das eine ganz besondere Herausforderung, denn sie ist von ihrem Körper abhängig, davon, dass die Muskulatur wie gewohnt funktioniert. Dass Ludwig ihre Karriere fortsetzen will, steht fest. Sind Mutter und Kind nach der Geburt gesund, soll es schon wenige Monate später wieder in den Sand gehen. Vorher heißt es aber abwarten. Abwarten, wie ihr Körper auf das zweite Kind reagiert, wie sehr er sich dieses Mal verändert. Viel Geduld ist auch jetzt wieder erforderlich, Ludwig will sich mehr Zeit geben - vor allem mental. Nach Teos Geburt hat sie sich zu sehr unter Druck gesetzt, sagt sie.

Nach (erfolgreichen) Beach-Volleyball-Spielen schreit sie voller Adrenalin ins Mikrofon, ist mit ihrer offenen Art Sympathieträgerin. An diesem Vormittag zeigt sie sich auch nachdenklich. Die 35-Jährige betont immer wieder, wie sehr ihr andere Mütter im Leistungssport als Vorbilder geholfen hätten. Beach-Volleyballerin Kerri Walsh-Jennings oder auch Tennis-Star Serena Williams zeigen, dass sie auch als Mütter noch große Erfolge in ihren Sportarten feiern können. Aber keine von ihnen hatte es leicht. Eine Umfrage des SWR zeigt, dass sich auch in Deutschland nur jede zehnte Sportlerin von ihrem Verein oder Verband dabei unterstützt fühlt, weiter am sportlichen Wettbewerb teilzunehmen, wenn sie ein Kind bekommt.

Die vielen offenen Entscheidungen der Laura Ludwig

Den Alltag einer Leistungssportlerin mit dem Familienleben zu vereinbaren, das Gefühl, sich entscheiden zu müssen, darüber spricht Ludwig immer wieder öffentlich. Der Rückhalt im Verband ist für Ludwig als Aushängeschild des deutschen Beach-Volleyballs groß, die Türen stehen ihr offen. Sie sieht trotzdem noch Verbesserungspotenzial in den Strukturen, um es Frauen zu ermöglichen, ihre sportliche Karriere auch mit Familie fortzusetzen. So schlug sie zuletzt gegenüber dem Nachrichtenportal “t-online” Kindergärten an Stützpunkten und finanzielle Unterstützung vor. Ludwig und Bowes haben sich mit zwei Tagesmamas und ihrer Familie ein Umfeld aufgebaut, das es ihnen möglich macht, weiterhin im Leistungssport aktiv zu sein.

Die World Tour durchläuft einen Umbruch, noch ist unklar, wie es für Bowes nach der Trennung vom DVV beruflich weitergeht, auch die Partnerinnensuche für Ludwig läuft noch. Sie telefoniert viel, wägt ab, weiß, dass sie viele Steine ins Rollen bringen kann. “Das macht mir auch ein schlechtes Gewissen.” Eine Entscheidung hat sie noch nicht getroffen, auch die Zusammenstellung des Trainerteams hängt davon ab. In den vergangenen Jahren war Partner Bowes auch Cheftrainer, es heißt also auch, Vertrauen zu einem neuen Team zu fassen, zu entscheiden, welchen Schwerpunkt sie setzen möchte. Viele Entscheidungen sind also offen im Leben von Laura Ludwig - trotzdem bleibt aber vor allem eins: Die Vorfreude auf das zweite Kind.

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