Grün spielen auf hohem Niveau

Der FIVB World Tour-Stopp in Gstaad bemüht sich seit Jahren darum, das Turnier nachhaltig zu gestalten. Nun zeigen sich erste positive Trends. Außerdem: Teams auf der Formsuche und ehrliche Worte.

Wer spielt wann gegen wen?

Beach-Volleyball vor traumhafter Bergkulisse und goldene Kuhglocken für die siegreichen Teams: Dafür steht schon seit 2001 das Turnier im schweizerischen Gstaad - für viele Spieler:innen deswegen der Lieblingsstopp der Tour. In diesem Jahr wird das Event aus finanziellen Gründen zwar nur als Vier-Sterne-Turnier ausgetragen, Spannung verspricht es aber trotzdem. Vor den nahenden Olympischen Spielen in Tokio ist es der letzte Härtetest: In der Schweiz ist bis auf wenige Ausnahmen die versammelte Weltelite vor Ort, um sich den Feinschliff zu holen - oder zu alter Form zurückzufinden. Das gilt vor allem für die norwegischen Überflieger Anders Mol und Christian Sorum. Das erfolgsverwöhnte Duo zeigte in Sotschi (Platz 17) und Ostrava (Rang neun) erstmals ungewohnte Schwächen, so kurz vor dem olympischen Highlight ein denkbar ungünstiger Zeitpunkt. 

Auch auf deutscher Seite suchen Clemens Wickler und Julius Thole nach Rhythmus. Für das Duo ist es das Comeback auf internationaler Bühne, ihr letzter gemeinsamer Auftritt liegt vier Monate zurück. Bereits am Donnerstag setzten sich Philipp Arne Bergmann und Yannick Harms mit 2:1 gegen Lukas Pfretzschner und Robin Sowa durch und komplementieren damit das deutsche Trio um Thole/Wickler und Alexander Walkenhorst/Sven Winter in Gstaad. 

Bei den Damen treten die beiden Olympia-Duos Karla Borger/Julia Sude und Laura Ludwig/Margareta Kozuch an. Außerdem haben sich erneut Cinja Tillmann und Chantal Laboureur zusammengefunden, vor allem für Laboureur ist das Turnier in Gstaad schon immer eine Herzensangelegenheit gewesen. Zum einen, weil sie in Stuttgart lebt und Familie und Freunde so (verhältnismäßig) einfach die Möglichkeit hatten, auch persönlich vor Ort zu unterstützen - eine absolute Ausnahme für die Nationalspielerin, die sonst auf der ganzen Welt unterwegs ist. Zum anderen, weil sie dort schon große Erfolge feiern konnte: 2017 gewann sie gemeinsam mit Julia Sude die goldene Glocke, 2018 belegten sie Rang zwei. In der Country Quota trafen Kim Behrens und Sandra Ittlinger auf Svenja Müller und Sarah Schneider, wobei Erstere die Partie in drei Sätzen für sich entscheiden konnten.

Behrens/Ittlinger kämpfen damit am Dienstag um die Qualifikation, ab Mittwoch beginnt die Gruppenphase. Die Herren spielen ihr Endspiel am Samstag, die Siegerinnen stehen am Sonntag fest. Die Spiele werden wie gehabt in einem kostenfreien Youtube-Livestream übertragen.

Szenen-Gespräch

In Gstaad treffen nicht nur Weltklasse-Teams vor atemberaubender Kulisse aufeinander. Das Turnier rühmt sich mit einem eigenen Nachhaltigkeitskonzept und ist auch laut eigener Website das erste Sportevent in der Schweiz, dass einen Nachhaltigkeitsbericht nach internationalen Richtlinien der Global Reporting Initiative (GRI) und des Event Organizers Sector Supplement (EOSS) erstellt. 

“Das Swatch Beach Volleyball Major Gstaad findet in einer wunderschönen und intakten Umgebung statt. Damit es auch so bleibt, legen wir bei der Durchführung des Events großen Wert auf ökologische Aspekte. Wir wollen Ressourcen schonen, umweltgerecht denken und dem Besucher einen sauberen Anlass präsentieren,” heißt es in dem Nachhaltigkeitsbericht von 2020.

So erwarten die voraussichtlich 1.700 Zuschauer:innen pro Tag regionale Produkte, ein gut durchdachtes Abfallkonzept sowie ein Gratis Shuttle oder wiederverwendbare sinnvolle Giveaways. Das gesamte Turnier wird betrieben durch Ökostrom, für die Spielbögen wird Recycling Papier verwendet und sogar der Spielsand wird wiederverwertet für einen der Plätze bei der Sportzentrum Gstaad AG, wodurch CO2-Kosten eines aufwendigen Transports eingespart werden.

Ein Blick auf die Zahlen zeigt nach Angaben des Nachhaltigkeitsberichts einen positiven Trend, was die Reduzierung der Abfallmenge angeht. Waren es im Jahr 2012 noch ungefähr neun Tonnen Gewerbeabfälle, hat sich die Masse im Jahr 2019 um fast die Hälfte reduziert und lag bei fünf Tonnen. Ein Grund dafür könnte die Einführung von Mehrweggeschirr sein, heißt es weiter. Auch dieses Jahr soll wieder der Fokus auf die Minimierung des Abfalls, sowie auf eine Sensibilisierung der Sponsoren gesetzt werden, nur sinnvolle Giveaways anzubieten.

Und sonst so?

  • Schon am vergangenen Wochenende waren Julius Thole und Clemens Wickler erstmals wieder gemeinsam bei einem nationalen Turnier im Einsatz. Beim Stopp der Schweizer Beach-Tour in Kloten belegten sie hinter den Lokalmatadoren Florian Breer und Marco Krattiger den zweiten Platz.
  • Von Freitag bis Sonntag steht das nächste Qualifier für die Deutsche Meisterschaft in Timmendorfer Strand auf dem Plan. Erneut geht es nach Stuttgart, es gibt kaum Veränderungen im Teilnahmefeld. Ob Walkenhorst/Winter, Bergmann/Harms und Behrens/Ittlinger tatsächlich antreten werden, ist vom Turnierverlauf in Gstaad abhängig - scheiden die Teams früh aus, könnten sie noch nach Stuttgart reisen.
  • Kira Walkenhorst betreut in der Saison 2021/22 die Regionalliga-Mannschaft des RC Borken-Hoxfeld. Auch ihre Ehefrau Maria Walkenhorst wird Teil des Vereins: Sie übernimmt die Leitung des Frühtrainings im Nachwuchsbereich.

Zitat der Woche

"Das Letzte, auf was ich (Leo) gerade Lust habe, ist Social Media bzw. diesen Post zu schreiben. Mir etwas Kreatives aus der Nase zu ziehen, etwas schön zu reden oder optimistisch zu sein, wenn es sich überhaupt nicht so anfühlt. Mein Fazit zu den letzten Turnieren (ganz ehrlich): anstrengend, frustrierend und hart! Mir war bewusst, welchen Schritt ich gehe, und stehe zu 100% dazu. Und trotzdem war es naiv von mir zu denken, ich bin darauf vorbereitet! Nach 3 Turnieren kann ich bestätigen, NEIN ich bin nicht vorbereitet gewesen bzw. vorbereitet. Es ist mental, physisch und emotional viel härter, als ich gedacht habe. Ich finde keine Worte, die diese Situation ehrlich und passend beschreiben würde. (...) Es ist Chaos und ich stelle mir viele Fragen um eine Lösung bzw. Antwort zu finden. Auf sehr viele Fragen habe ich noch keine Antwort gefunden… doch eine eine gute Antwort habe ich: @lena.ottens, danke dass ich nicht alleine bin! "

Leonie Klinke in einem Instagram-Post

 

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