Wie alles begann

Vor 30 Jahren in der Halle angefangen, vor 25 Jahren in den Sand gewechselt, zwölfmal zur Beachvolleyballerin des Jahres gewählt worden und so viele Titel eingefahren, dass man gerne mal den Überblick verliert. Laura hat die Beachvolleyballszene geprägt wie keine andere, für sie war aufgeben nie eine Option und sie hat mehrmals in ihrer Karriere bewiesen, wie bemerkenswert dieser Weg ist, den sie geht. Und bevor sie nun Ende Juli zum fünften Mal bei den Olympischen Spielen antreten wird, werfen wir mal einen Blick auf ihren Weg vom Köpenicker SC bis zur fünften Olympia-Teilnahme.

Es war 1994, als sich die damals achtjährige Laura dazu entschied, beim Berliner Verein „Köpenicker SC“ Volleyball spielen zu lernen. Eine Entscheidung, die definitiv den Rest ihres Lebens prägte. Fünf Jahre später ging es für sie dann nicht nur regelmäßig in die Halle, sondern auch auf das Beachfeld. Hier holte sie im Jahr 2003 ihren ersten Titel. Mit ihrer Beachpartnerin Jana Köhler wurde sie im selben Jahr Welt- und Europameisterin der Altersklasse U18. Gleichzeitig wurde sie aber auch zur Aufsteigerin des Jahres im Hallenvolleyball gekürt. Und ab da verging kaum ein Jahr ohne Titel. Mit ihrer neuen Partnerin Sara Goller holte sie bei den U23 Europameisterschaften die Bronze-Medaille. Und alles schrie nach dem Beginn einer perfekten Karriere. Alles sah danach aus, als würde Laura Ludwig jetzt einfach durchmarschieren. Und wirft man jetzt ein Blick auf ihre Erfolge würde man nichts anderes behaupten, aber dahinter steckt der Kampfgeist einer Löwin, die nie aufgegeben hat, ganz egal wie viele Steine in den Weg gelegt wurden.

Alles aus?

Mit gerade einmal 18 Jahren kam der erste Rückschlag. Im Training wurde Laura schwummrig und sie spürte Teile ihres Gesichts nicht mehr, kurz später bekam sie nur schwer Luft und konnte nicht mehr sprechen. Nach vielen Stunden im Krankenhaus kam dann die Diagnose: Schlaganfall. Auslöser dafür war ein Blutklumpen, der die Hirnschlagader verstopfte. Für sie großes Glück, dass es gefunden wurde, denn so konnte blitzschnell gehandelt werden. Ihr blieb die Reha erspart und auch die Symptome ließen schnell nach und Laura konnte zurück in ihr Leben als Leistungssportlerin kehren.

Weiter auf Gold-Kurs

Als wäre nichts gewesen, ging der Erfolg weiter. Nur ein Jahr nach dem Schlaganfall belegten Goller und Ludwig den dritten Platz bei den deutschen Meisterschaften und bei ihren ersten Weltmeisterschaften erreichten sie einen großartigen 17. Platz. Schnell war das Duo um Laura Ludwig nicht mehr aus der Beachvolleyball-Welt wegzudenken. Von 2006 bis 2008 gab es dreimal in Folge den Sieg bei der deutschen Meisterschaft und 2008 einen ganz besonderen ersten Platz. Denn sowohl Laura als auch Sara wohnten zu der Zeit in Hamburg und genau da fand die Europameisterschaft statt. Ihren bis dahin größten Erfolg erreichten die beiden also auch noch ausgerechnet bei einem Heimspiel. Ihre erste Auszeichnung bekam Laura 2007 von der FIVB zur „Most Improved Player oft the Year“ und 2009 wurde sie dann zum ersten Mal Beachvolleyballerin des Jahres. 

 

Alle guten Dinge sind zwölf?

Das sollte nicht die letzte Wahl sein, bei der Laura als Gewinnerin hervorging. Seit sie eben 2009 zum ersten Mal Beachvolleyballerin des Jahres wurde, folgte eine jahrelange Serie. Bis 2017 gab es ausnahmslos keine andere Volleyballerin, die ihr diesen Titel wieder abnahm. Neunmal in Folge hieß die Siegerin Laura Ludwig, insgesamt gab es bisher sogar zwölfmal den Titel. Und auch die anderen Erfolge blieben nicht aus, das Duo Ludwig und Goller wollte unbedingt auf Siegeskurs gehen. Das gelang auch mit einem Sieg der Europameisterschaft, darauf jedoch gab es in den nächsten Jahren zwar etliche vordere Plätze bei nationalen und internationalen Wettbewerben, aber trotz Siege gegen zum Beispiel einstige Olympiagewinner oft nur den bitteren zweiten Platz. 2012 entschied sich Sandra Goller dann dazu ihre Karriere zu beenden, für Laura Ludwig jedoch kein Grund nachzuziehen, für sie ging es einfach weiter.

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Neues Duo, neues Glück

Ihre neue Partnerin war Kira Walkenhorst und mit der ging es sofort gut los. Im ersten Turnier gab es direkt einen zweiten Platz, es folgten einige Turniere – immer mit einer Platzierung in den Top Ten und schlussendlich auch mit dem Sieg der deutschen Meisterschaft. Und – bisher einzigartig – gab es in dem Jahr bei der Wahl zur Beachvolleyballerin des Jahres einen Doppelsieg, Laura Ludwig und ihre Partnerin Kira Walkenhorst bekamen den Titel gemeinsam überreicht.

Ein Jahr später gab’s dann erstmals den Sieg eines deutschen Teams bei dem Grand Slam in Shanghai, welches der Beginn zahlreichen Grand Slam Siegen sein sollte. 2015 sowie 2016 konnte das Team zweimal die Europameisterschaft gewinnen und sicherten sich ebenfalls in diesen Jahren den deutschen Meisterschaftstitel. Der wohl absolute Höhepunkt folgte 2016 bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro. Das Team Ludwig/Walkenhorst gewann als erstes deutsches Damenteam olympisches Gold. Um die Titelsammlung komplett zu machen, spielte sich das Duo 2017 zum Weltmeistertitel.

Aufgeben? Ist nicht drin!

Wer selber Volleyball spielt, dem wird das jetzt eventuell bekannt vorkommen, denn vor ein im Volleyball nur so bekanntes Problem wurde auch Laura gestellt. Im Folgejahr 2017 verpasste sie den Saisonstart aufgrund von Schulterproblemen, die durch eine Operation allerdings wieder besser wurden. Und als wären weder Sportpause noch Operation je da gewesen, setzten sich Ludwig und Walkenhorst noch im selben Jahr bei der Weltmeisterschaft in Wien durch und ergatterten den ersten Platz.

Wer vorhin gut aufgepasst hat, weiß noch, dass Laura neun Jahre in Folge zur Beachvolleyballerin des Jahres gekürt wurde. Ab 2009 an war es nie eine andere, bis 2018 dann Chantal Laboureur die Auszeichnung bekam. Und das aus einem wunderschönen Grund, Laura startete schon schwanger ins neue Jahr und bekam im Juni ihren ersten Sohn. Nach einem Jahr Babypause ging’s dann wieder los, gemeinsam mit Margareta Kozuch wurde sie deutsche Vizemeisterin und gewann die World Tour. Und in diesem Jahr war auch der Titel „Beachvolleyballerin des Jahres“ wieder ihr, mittlerweile zum zehnten Mal.

Ja, auch als frisch gebackene Mama machte sie weiter, als hätte sie nie aufgehört und wurde nicht nur deutsche Vizemeisterin, sondern auch als Sportlegende des Jahrzehnts ausgezeichnet. Die vierte Olympiateilnahme stand an und auch hier gab es einen erfolgreichen fünften Platz und natürlich auch wieder die Auszeichnung zur Beachvolleyballerin des Jahres.

Ab nach Paris

2022 folgte dann das zweite Kind und vermutlich wäre das ein absolut gerechtfertigter Zeitpunkt für Laura gewesen, ihre so bewundernswerte Karriere zu beenden. Aber falsch gedacht, Laura beschloss nochmal einen kompletten Neustart zu machen und so kennen wir es auch heute. Sie gründete mit Louisa Lippmann ein Team, wurden dritte bei der Europameisterschaft 2023 und machten viele einstellige Plätze in Qualifikationsturnieren zu Olympia. Zusätzlich gab’s für Laura zum zwölften Mal die Auszeichnung zur Beachvolleyballerin des Jahres.

Ja und jetzt? Jetzt steht Olympia an. Als zweitbestes deutsches Team setzten sich Ludwig und Lippmann in einem Kopf-an-Kopf-Rennen gegen Borger und Ittlinger durch und qualifizierten sich für Paris. Und so geht’s für die beiden vom 26. Juli bis zum 11. August auf die französischen Beachfelder. 

Unaufhaltsame Legende

Vermutlich denkt sich jeder, der bis hier gelesen hat, dasselbe: was ist das für eine krasse Frau und was hat sie für eine bemerkenswerte Karriere hingelegt. Von nichts, aber auch überhaupt gar nichts hat sie sich abhalten lassen und es geht einfach weiter, als wäre es das normalste der Welt. Wir können uns nur verbeugen vor dieser Sportlerin, die die Beachvolleyballszene seit über zwanzig Jahren prägt wie keine andere. Seit 1999 ist Laura vom Beachfeld nicht mehr wegzudenken. Als sie anfing Beachvolleyball zu spielen, war Kontrahentin Svenja Müller – die sich mit ihrer Partnerin Cinja Tillmann ebenfalls für Olympia qualifiziert hat – noch nicht einmal auf der Welt. Und auch sonst hat Laura viel miterlebt. Die German Beach Tour ist aktuell mit dem Sponsor Allianz bekannt. Vorher war es Techniker und davor elf Jahre lang smart. Laura Ludwig hat allerdings noch sechs weitere Sponsoren mitgemacht, als sie ihre Karriere begann, war es zum Beispiel noch LiptonIce.

Und auch beim DVV hat sich viel getan. Laura beachte sich durch vier Amtswechsel des Präsidenten und ihr früherer Kollege Julius Brink, mit dem sie 2012 zuletzt gleichzeitig zu den Beachvolleyballern des Jahres ausgezeichnet wurde, ist mittlerweile Teil des Vorstands.

Wohin Lauras Weg noch führen wird, wissen wir nicht. Aber was ganz klar ist, dass unsere Daumen für Olympia-Teilnahme Nummer fünf nur ach so fest gedrückt sind und dass wir einfach nur unseren Hut ziehen vor dieser faszinierenden Sportlerin, vor dieser Beachvolleyball-Legende.

Laura, du bist einzigartig und ein Vorbild für so viele Menschen, ganz egal ob vom sportlichen Aspekt oder aufgrund deines unermüdlichen Kampfgeistes. Wir wünschen dir alles Gute für Paris, Rock das Ding! 

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