Vorn ist immer was möglich, hinten aber auch

Hinter Laura Ludwig und Margareta Kozuch liegen wechselhafte Jahre. Wie weit kann es für das Duo beim olympischen Beach-Volleyball-Turnier gehen?

Olympia-Gold 2016 an der Copacabana mit Kira Walkenhorst, Weltmeisterin ein Jahr später, vier Mal Europameisterin und sieben Mal deutsche Meisterin: Die Beach-Volleyballerin Laura Ludwig hat schon alles gewonnen. Doch hinter ihr liegen zwei harte Jahre: Sechs Turniere hat sie in diesem Jahr gespielt, nicht einmal kamen Ludwig und Partnerin Margareta Kozuch in das Viertelfinale. 2019 gewannen sie zwar das prestigeträchtige World Tour Final in Rom, belegten aber auch viermal Platz 25. Das ist weit entfernt von der Weltspitze, zu der Ludwig jahrelang wie selbstverständlich gehörte.

Die Olympia-Qualifikation haben Ludwig und Kozuch vor allem dem überragenden Turnier in Rom zu verdanken. Auch wenn ihre Klasse immer mal wieder aufblitzt: Das Duo bringt sie zu selten konstant auf das Feld. “Das würde uns schon mehr Selbstbewusstsein geben, wenn wir in den Turnieren stabiler oder konstanter wären", gibt auch Ludwig im Interview mit dem Volleyball Magazin zu. Mit Kira Walkenhorst ist Ludwig als eine der Top-Favoritinnen nach Rio de Janeiro gefahren, nach den durchschnittlichen Ergebnissen mit Kozuch zählen sie nicht mehr zu den engeren Medaillenanwärterinnen. “Wir können die Großen ärgern, wir können aber auch ins Klo greifen,” findet auch Ludwig.

Niemals unterschätzen

Der Auftakt in das olympische Turnier war ein Spiegelbild dieser Entwicklung: In einem von Nervösität geprägten, spannenden, aber nicht unbedingt hochklassigen Spiel unterlagen sie den Schweizerinnen Nina Betschart und Tanja Hüberli mit 1:2. Allein wegen Ludwigs Erfolgen lastet viel Aufmerksamkeit auf ihnen, das ist nicht einfach für Kozuch, für die es die ersten Olympischen Spiele sind. “Laura Ludwig bei Olympischen Spielen würde ich niemals unterschätzen. Bei Maggie muss man sehen”, sagt Niclas Hildebrand, Beach-Sportdirektor des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV). “Vor Rom hätte auch keiner gedacht, dass sie das Ding gewinnen können. Ich traue ihnen alles zu – sie können gewinnen, können aber auch 17. werden.” 

Dabei kam dem Duo die coronabedingte Verschiebung der Spiele vielleicht sogar entgegen, weil ihnen so mehr Zeit dafür blieb, an Details zu arbeiten. Immerhin bilden Ludwig und Kozuch erst seit Anfang 2019 ein Team, Kozuch ist nach ihrem Wechsel aus der Halle zudem immer noch mit der Umstellung auf Sand beschäftigt gewesen. Und Ludwig kam nach einer Babypause zurück, die Balance zwischen Familienleben und Karriere im Leistungssport musste sich auch erst einspielen. Walkenhorst und Ludwig hatten vier Jahre Zeit, ihren Beach-Volleyball zu finden, der “Kozuch-Ludwig-Volleyball” musste schneller funktionieren – nicht immer war das von Erfolg gekrönt. Auch Ludwig musste wieder neu lernen, mit dieser Situation umzugehen, es gab Situationen, in denen ihr der Frust anzusehen war. Zwangsläufig ist sie die erfahrenere Spielerin, die oft die Führungsrolle übernehmen muss, manchmal war aber auch die 35-Jährige eher mit sich selbst beschäftigt.

Bisher lässt Ludwig eine mögliche Karrierepause oder sogar ein Karriereende offen, macht aber kein Geheimnis daraus, ihre Familie noch vergrößern zu wollen. Söhnchen Teo ist gerade bei seinen Großeltern in Berlin. Denn jetzt stehen erst einmal Olympische Spiele auf dem Programm. Und da sollte man Laura Ludwig nie unterschätzen.

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